Der Internetriese Google will seine Präsenz in Deutschland ausbauen. Dazu wurden am Dienstag offiziell die neuen Büros in Berlin für 300 Mitarbeiter eröffnet. Auch Googles CEO Sundar Pichai schaute vorbei.
Googles neue Pixel-Smartphones mit sicherem Speicherort
Das historische Gebäude bietet auf rund 8.500 Quadratmetern Platz für bis zu 300 Mitarbeiter, umgezogen sind Ende Dezember aber nur 130. Ein Google-Logo findet man am Gebäude nicht, in ummittelbarer Nähe sitzen erfolgreiche Start-Ups wie "Lieferheld". Das neue Gebäude nahe der Museumsinsel war früher eine Frauenklinik der Charité.
Der Google-CEO Sundar Pichai hielt eine kurze Begrüßungsrede, er trat betont bescheiden auf und freute sich auf "spannende Zeiten in Berlin". "Wir haben vor, hier weiter zu wachsen, das Gleiche gilt auch für unsere anderen Standorte", kündigte Zentraleuropa-Chef Philipp Justus im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters an. Justus betonte, Deutschland spiele im Konzern eine wichtige Rolle, konkrete Investitionssummen wollte er nicht nennen. Pläne für einen "Google Campus" in Berlin-Kreuzberg hatte der Konzern nach massiven Anwohnerprotesten fallen gelassen. Es ist auch nicht vorgesehen, diesen Campus nun in Mitte zu eröffnen, betonte Justus. Stattdessen soll der "YouTube-Space" dieses Jahr in das Gebäude an der Spree einziehen.
Essen und Getränke sind für Mitarbeiter umsonst (Quelle: Helge Denker/t-online)
Deutschland ist für Google ein wichtiger Standort, Hauptsitz bleibe weiterhin Hamburg, weitere Büros befinden sich in München und Frankfurt. Viele Datenschutzangebote des Konzerns sind laut Justus im Software-Entwicklungszentrum in München mitkonzipiert worden. Das sei ein "wichtiger Beitrag, den wir als deutsches Google-Team leisten können". Auf die DSGVO sei Google "gut vorbereitet" gewesen, eine Digitalsteuer als "Sondersteuer" lehnt der Konzern ab. "Einen Großteil der Unternehmenssteuer bezahlt Google in den USA", betonte Justus, beim deutschen Steuersystem sieht Justus Reformbedarf.
Kritik an digitaler Infrastruktur
Auf einer Pressekonferenz wünschte sich Justus in Deutschland eine bessere digitale Infrastruktur, wie den Ausbau von Glasfasernetzen, sowie 4G- und 5G-Mobilfunk. "Wir sind hier nicht gut, ich wünsch mir mehr Bewegung", kritisierte Justus. Er stellte in Berlin eine neues Bildungsangebot für Selbständige und Arbeitnehmer vor, zusammen mit der IHK München, Düsseldorf und der Gewerkschaft Verdi.
In Frankreich brummte die Datenschutzbehörde Google die Rekordstrafe von 57 Millionen Euro wegen Verstößen gegen die neue EU-Datenschutzrichtlinie auf. Google werde das Ganze "konstruktiv angehen" und fragen, was noch alles zum Schutz der Privatsphäre getan werden müsse, so Justus.